Ende der 90er Jahre wurde das Englisch lernen in der Grundschule probeweise in einigen Bundesländern eingeführt. Mit Erfolg: Mittlerweile lernen deutsche Dritt- und Viertklässler nahezu flächendeckend Englisch. Der frühe Fremdsprachenunterricht unterscheidet sich jedoch von dem der weiterführenden Schulen: Ganzheitliches Lernen steht hier im Vordergrund – und der unbefangene Umgang mit der neuen Sprache. Lesen Sie, wie Sie Ihr Kind beim Lernen unterstützen können.
Der Englischunterricht ab der Grundschule basiert auf der neurophysiologischen Erkenntnis, dass das kindliche Gehirn besonders sprachlernfähig ist und ein Zweitsprachenerwerb ab etwa zehn Jahren deutlich beschwerlicher wird. Sinnvoll ist dieser frühe Fremdsprachenunterricht aber nur, wenn er dem Entwicklungsstand der Kinder angepasst ist und sich an ihrer Erlebniswelt orientiert. So haben Grammatik- und Rechtschreibübungen in der Grundschule nichts verloren, auch Lesen und Schreiben der neuen Sprache stehen als Lernziele im Hintergrund. Englischunterricht ist hier vielmehr an den natürlichen Spracherwerb angelehnt: So wie ein Kind seine Muttersprache erlernt, kann es auch an eine fremde Sprache herangeführt werden. Schüler der dritten und vierten Klasse sollen hauptsächlich kommunikative Fähigkeiten entwickeln – und zwar mit möglichst viel Spaß und Experimentierfreude.
Englisch lernen durch ZuhörenDer erste Fremdsprachenunterricht besteht fast ausschließlich aus spielerischen, musischen und kreativen Elementen. Worin die Schüler intensiv geschult werden, ist die Fertigkeit des Hörverstehens: Sie lernen die fremdsprachlichen Lautbilder kennen und prägen sich diese durch häufiges Wiederholen ein. Deshalb nimmt das „story-telling“ – also das Erzählen kleiner Geschichten von Lehrer bzw. Lehrerin – einen festen Platz ein. Wundern Sie sich also nicht, wenn Ihr Kind berichtet, es habe wieder „nur“ Geschichten gehört. „Story-telling“ ist deshalb sinnvoll, da es den Schülern eine rezeptive Haltung ermöglicht; d. h. sie können gespannt (oder entspannt) zuhören und innerlich mitgehen, müssen aber sprachlich nicht selbst aktiv werden. Sie speichern das Gehörte dennoch ab und können es später für ihre eigene Sprachproduktion wieder abrufen. Außerdem lernen sie, Sinnzusammenhänge zu erfassen, auch wenn sie vielleicht nicht jedes einzelne Wort auf Anhieb verstehen. Englisch lernen durch SelbersprechenNeben dem Hörverstehen ist das Sprechen besonders wichtig – und zwar zunächst das imitierende Sprechen. An die englische Aussprache gewöhnen sich Kinder am leichtesten beim Singen von Liedern, die oft im Unterricht ritualisiert sind (Begrüßungs-, Abschieds- und Geburtstagslieder) oder in ein aktuelles Themenprojekt eingebunden werden oder beim Bilden einfacher Sätze, oft in Verbindung mit kleinen szenischen Dialogen.
Englisch lernen durch Gesten und BewegungenIm frühen Englischunterricht wird darauf geachtet, sprachliche Elemente möglichst häufig mit Aktion und Bewegung zu kombinieren, da so erwiesenermaßen das Lernen erleichtert wird. Englischlehrer verdeutlichen deswegen ihre Aufforderungen oft mit den entsprechenden Gesten (z. B. sagen sie „sit down“ oder „open your book“ und tun dies gleichzeitig selbst, damit alle verstehen, was gemeint ist). Viele von ihnen kennen traditionelle englische Kinderspiele, und fast alle arbeiten zumindest phasenweise multimedial: Neben den altbewährten Musikkassetten und Videos gibt es interaktive Computerprogramme und PC-Spiele, die sinnvoll in den Unterricht integriert werden können und es dem Schüler ermöglichen, in seinem individuellen Tempo zu lernen. Und ganze Klassen pflegen mittlerweile E-Mail-Freundschaften zu gleichaltrigen „native speakers“ – zweifelsfrei eine sinnvolle Möglichkeit, neu erworbene englische Grundkenntnisse auszuprobieren und anzuwenden! Weitere wichtige Anregungen und inklusive 10 Tipps, wie Sie Ihr Kind optimal unterstützen, finden Sie in der "Lernen und Fördern" - Ausgabe September 06
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